Im Rahmen der Unterrichtseinheit im Sachunterricht „Getreide – Vom Korn zum Brot“ unternahmen die Klassen 3a und 3b mit ihren Klassenlehrerinnen einen Ausflug zum europäischen Brotmuseum und zur Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen. Um 7.45 Uhr trafen sich alle Kinder in der Schule und um 8 Uhr ging es in den großen Bus, der uns bei strömendem Regen nach Ebergötzen brachte. Aufgrund eines Unfalls standen wir ein Weilchen im Stau und kamen etwas verspätet in Ebergötzen an. Der Regen ließ nach und das Wetter wurde etwas besser, so dass alle Kinder draußen frühstücken konnten, bevor das geplante Programm seinen Lauf nahm. Zunächst trennten sich die Wege der Klassen 3a und 3b. Die Klasse 3a steuerte zuerst die Wilhelm-Busch-Mühle an, während die Klasse 3b im Brotmuseum startete.
Die Wilhelm-Busch-Mühle ist wahrlich ein Erlebnis. In dem urigen alten Haus gibt es allerhand zu sehen und zu entdecken. Die Bewohnerin des Hauses öffnete uns die Tür. Zuerst saßen alle Kinder in der sogenannten „guten Stube“ des Hauses, in der viel über Wilhelm Buschs Kindheit zu erfahren war. Die gute Stube wurde früher nur zu feierlichen Anlässen genutzt, wenn beispielsweise Gäste eingeladen waren. Die Kinder spürten sehr wohl, dass es in der guten Stube recht frisch war. So war es zu Wilhelm Buschs Kindheit auch und so wurde die gute Stube als bester und feinster Raum des Hauses auch gerne die „Kalte Pracht“ genannt. In der guten Stube lernten die Kinder Wilhelm Buschs Zeichnungen kennen und bewundern, in denen er einige Gebäude des Dorfes, kleine Dorfgeschichten, die Natur und seine Streiche gekonnt abbildete. Der deutsche Illustrator und Autor Wilhelm Busch schuf mit seinen Streichen von Max und Moritz eine Urversion des modernen Comics. In anschaulicher Weise wurde den Kindern zudem erklärt, wie Wilhelm Buschs weltweit bekannte Max und Moritz - Geschichten entstanden sind. Inzwischen gibt es fast 300 Übersetzungen in Dialekte und Sprachen. Einige Streiche wurden vorgelesen und die Kinder hörten sehr gespannt und aufmerksam zu. Danach bekamen die Kinder einen Eindruck, wie Mensch und Tier damals unter einem Dach lebten, indem sie durch das Wohnhaus geführt wurden. Spektakulär war die noch funktionierende große Getreidemühle, die viel Lärm erzeugte und das Haus zum Wackeln brachte. Beeindruckend auch die vielen Mausefallen, von denen sich bis heute so manche Sprichwörter ableiten lassen (z. B.: „Da beißt die Maus kein Faden ab…“). Hinter dem alten Haus war das große Wasserrad zu bewundern und der Bachlauf zu entdecken. Und tatsächlich kannten einige Kinder doch tatsächlich von ihren (Groß)Eltern das alte Volkslied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…“, das in Ebergötzen erlebbar wird.
Im Brotmuseum wurden die Kinder freundlich in Empfang genommen und begrüßt. Die Bäckerin erklärte den Ablauf und gab eine wissenswerte Einführung zum Thema „Rund um’s Brot“. Die Kinder wurden durch Fragen miteinbezogen und ernteten großes Lob, da sie im Sachunterricht gut aufgepasst hatten und ihr inzwischen angesammeltes Wissen zeigen konnten. Dann ging es ans Brotbacken. Vor Corona wurden die Brote in der Backstube geformt. Nun versammelten sich jedoch die Kinder um drei Bäckertische in der Open-Air-Backstube im alten Museumsgarten. Unter Anleitung der Bäckerin formten die Kinder ihr eigenes Brot aus Natursauerteig, das dann auf ursprüngliche Art im Holzofen gebacken wurde. Den Kindern war beim Kneten und Formen riesige Freude ins Gesicht geschrieben. Es entstanden viele besondere Brotunikate: Zöpfe, Brezeln, Igel, Schildkröten, Katzen, Hasen, Eidechsen, Fische, Bälle, Sonnenblumen sowie auch Phantasieblumen und -tiere. Vorsichtig wurden alle Brote auf ein schweres großes Holzbrett gelegt und noch vorsichtiger wurden die Brote in die Backstube zum alten Holzofen getragen. Während die Brote im großen Ofen waren, ging für die Klassen das Programm weiter.
Ein weiterer Höhepunkt war der Aufstieg in die 200 Jahre alte Bockwindmühle. Der Müller zog mit seiner packenden Art die Kinder in seinen Bann, die mucksmäuschenstill der Dinge harrten, die da kommen. Der Müller verstand auf besondere Weise den Kindern viel Interessantes zu vermitteln. Wir Lehrer*innen kennen den Müller seit vielen Jahren. In Zeiten der Pandemie darf der Müller leider nicht mehr gemeinsam mit Schulklassen die Mühle besteigen. Vor Corona verstand er es, allen gleich zu Beginn seiner Führung einen gehörigen Schrecken einzujagen, indem er hoch in die Luft springend einen unerwarteten lauten Knall verursachte, um zu demonstrieren, wie stabil das alte Eichenholz ist. Mit Spannung und viel Witz führte er die Kinder durch die Mühle und verzapfte einige Späße, wie zum Beispiel seine ehrlich rüber kommende Erklärung der sogenannten „Kinder-Popo-Klatsch-Maschine“. Sichtlich beeindruckt vom Alter der Mühle stiegen alle Kinder vorsichtig über die nasse und rutschige Treppe hinunter und durften die letzten vier Stufen mit einem sogenannten „Müllersprung“ überspringen, um die Mühle zu verlassen. Danach ging es weiter zur Wassermühle. Dort wurde für die Kinder erlebbar, wie diese alte Mühle funktioniert und wie vermutlich das alte Volkslied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ tatsächlich entstanden ist. Besonders fasziniert waren die Kinder vom sogenannten „Kleiekotzer“. Frau Förster und Frau Schröder-Exner hatten keine Wahl und wurden vom Müller aufgefordert ihre Hand hinein zu halten. Hier versetzte ein extrem lauter Knall alle in Angst und Schrecken – unterstützt noch durch die Lehrerinnen, die einen lauten Schrei losließen. Aber: Ende gut, alles gut! Die Finger gingen nicht verloren;-) Bis kurz vor Ende der Führung ließen sich die Kinder in der Wassermühle noch einen echten Bären vom Müller aufbinden und glaubten aufgrund der Erzählungen und des Beweisfotos lange, dass dort tatsächlich die Mausifanten zu Hause sind – Mäuse mit langem Rüssel und großen Ohren…
Nach Besichtigung der Mühlen kamen beide Klassen im Brotmuseum wieder zusammen. Im Anschluss daran erwartete die Kinder die Museumsrallye, bei der es viel Wissenswertes rund um das Thema Getreide und Brot im Museum zu erkunden gab. Spannend war die Schätzaufgabe, wie viele Getreidekörner für eine Scheibe Brot nötig sind (ca. 1500 Körner) und was es mit einer „Bäckertaufe“ auf sich hat. Besonders bestaunt haben die Kinder die vielen unterschiedlichen Brotkunstwerke und den alten Steinzeitofen.
Ein sehr informatives Museum mit vielen Getreidesorten aus vielen Ländern dieser Erde und einer großartigen Brotvielfalt von der Steinzeit bis heute.
Zum Abschluss holten alle ihre frisch gebackenen Brote in der Backstube ab. Bei den doch frischen Herbst-Temperaturen konnte man seine Hände am noch warmen Brot wärmen. Auf der Rückfahrt konnten die Kinder ihren frisch gebackenen Broten gerad so widerstehen und knabberten ihre kleinen Sauerteig-Kunstwerke nicht schon an, bevor wir in Söhrewald angekommen waren. Der herrliche Brotduft verwandelte unseren Bus in eine rollende Backstube. Manche Brote waren in Wellerode immer noch warm. Schnell ging es nach Hause und alle gebackenen Brote landeten frisch auf dem Tisch!
Schnell verging die Zeit in Ebergötzen. Wir wären auch noch länger geblieben… Ebergötzen ist immer eine Reise wert. Es war ein sehr schöner, lehr- und abwechslungsreicher Ausflugstag!