Von der Raupe zum Schmetterling - Ein lebendiges Projekt der Klassen 3

Im Rahmen der Unterrichtseinheit im Sachunterricht „Von der Raupe zum Schmetterling“ erwarteten seit langem voller Spannung und Vorfreude die Kinder der Klassen 3a und 3b besondere Post: 

Mitte Juni war es endlich soweit - ein Paket traf in der Schule ein, das schnell geöffnet werden musste! In die Klassenzimmer der 3a und 3b zogen jeweils 10 Raupen ein. Auch wenn es schwer fiel, mussten die Aufzuchtbecher bis zum Verpuppungsstadium geschlossen bleiben, da sonst Bakterien oder Schimmel eindringen könnten. Streng verboten war auch, die Raupen auf die Hand zu nehmen, denn die Öle und Salze der Haut könnten für die Tiere schädlich sein. Ab sofort schlüpften alle Kinder in eine Forscher-Rolle und  beobachteten von nun an die kleinen Raupen. Fleißig wurde täglich Protokoll zum Larvenstadium geführt und besonders nach einem Wochenende war doch gut zu erkennen, dass „Die kleinen Raupen Nimmersatt“ immer größer, dicker und runder wurden. In dem Zusammenhang erinnerten sich die Kinder an das weltweit bekannte Bilderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“ von dem deutsch-US-amerikanischen Kinderbuchautor Eric Carle, dem wir gedachten, da er vor wenigen Tagen kurz vor seinem 92. Geburtstag gestorben ist. Seine unzähligen wunderbaren Kinderbücher, die in 70 Sprachen übersetzt sind, werden über seinen Tod hinaus weiter leben und sowohl große als auch kleine Menschen weiterhin erfreuen. 

Etwa 7-11 Tage dauerte das Larvenstudium unserer Raupen. In dieser Zeit fingen die Raupen an Seidenfäden zu spinnen, was zunächst erst alle etwas beunruhigte. Aber: Kein Grund zur Sorge! In der wilden Natur spinnen die Raupen ein Geflecht, um sich vor Fressfeinden zu verstecken und um sich vor Wind zu schützen. Der Zeitpunkt der Verpuppung rückte näher. So konnten die Kinder beobachten, wie die groß gewordenen Raupen zum Becherdeckel krochen, sich an das dort befindliche Vliestuch hingen und wie ein „J“ aussahen. Die Raupen verpuppten sich. Für diesen Vorgang benötigten die Raupen besonders viel Ruhe. In der Arbeitswerkstatt zum Thema lernten wir, dass die Puppen erst nach etwa 2-3 Tagen vollständig verhärtet sind. Erst dann konnten die Puppen behutsam in die Aufzucht-Voliere umgesetzt werden. An manchen Puppen hing noch ein kleiner schwarzer Ball – sogenannte Reste der letzten Häutung. Wie zu lesen war, ist es sehr wichtig, dass die Puppen vorsichtig mit einem Wattestäbchen von Spinnfäden und Kot befreit werden, damit sich die später schlüpfenden Schmetterlinge nicht darin verfangen und möglicherweise die Entwicklung der Flügel gestört wird und sie deformiert bleiben. Im Inneren der Puppe fand nun die Metamorphose zum Schmetterling statt.

Nach knapp 14 Tagen nahte der Tag des Schlupfes, den wir tatsächlich bei einzelnen Puppen live miterleben konnten. Durch das angelesene Wissen als Forscher und Entdecker wussten die Kinder, dass man den Zeitpunkt des Schlupfes daran erkennt, dass die Puppen sich dunkel verfärben. Kurz vor dem Schlupf waren sogar durch die Puppenhülle hindurch schon die Farben des Schmetterlings zu erkennen. Als die Schmetterlinge geschlüpft sind, blieben sie erst einmal eine Weile an der Volierenwand hängen, um ihre Flügel „aufzupumpen“ (der Schmetterling pumpt Flüssigkeit in seine Flügeladern). Nach 1-2 Stunden hatten die Flügel ihre vollständige Größe erreicht und waren steif genug zum Fliegen. Mit Begeisterung konnten die ersten Flugversuche in der Voliere beobachtet werden und Glücksgefühle machten sich breit, dass alle Raupen es geschafft hatten, sich in einen zauberhaften, bunten Schmetterling zu verwandeln. Jetzt wurden die Volieren liebevoll gestaltet mit Blüten, Ästen, Blättern und Kieselsteinen. Täglich benötigen die Schmetterlinge nun Futter. Die Kinder setzten zudem eine Zuckerlösung an, mit der kleine Miniatur-Blütenschwämme getränkt und bei Bedarf auch einige Blüten benetzt wurden. Außerdem mögen die Schmetterlinge besonders gerne aufgeschnittene Orangen und überreife Bananen. Aus nächster Nähe konnten die Kinder die Schönheit der Schmetterlinge bewundern und täglich beobachten, wie sie fressen. Erst riechen die Schmetterlinge mit ihren Fühlern an der Nahrung, dann probieren sie sie mit ihren pelzbewachsenen Vorderbeinen. Die Schmetterlinge haben sogar einen Rüssel, den sie beim Trinken des Zuckerwassers ausrollen und anschließend wieder einrollen.

Nach den unvergesslichen Erlebnistagen im Klassenzimmer mussten wir uns nun auf den Abschied von unseren lieb gewonnenen Distelfaltern vorbereiten. Gemeinsam ging es mit den Volieren in die Natur, wo vorsichtig der Volierendeckel geöffnet wurde. Hatten doch alle damit gerechnet, dass die Schmetterlinge sofort in die Freiheit fliegen, bewiesen sie ganz das Gegenteil und waren handzahm. Die Schmetterlinge ließen sich außerordentlich viel Zeit bis zu ihrem Abflug in die Freiheit. Jedes Kind hatte einen Schmetterling auf der Hand oder einem Finger. Magische Momente machten sich breit… Glückselige Kindergesichter… Und ausreichend Zeit, sich in aller Ruhe zu verabschieden, eine gute Reise zu wünschen und sie beim Fliegen auf dem Schulgelände zu bewundern.

Schmetterlinge sind wundervolle Insekten und gleichzeitig geheimnisvolle Verwandlungskünstler, die uns eine besondere Zeit im Klassenzimmer geschenkt haben. Diese im wahrsten Sinne des Wortes lebendige Unterrichtseinheit war für uns alle sehr spannend und beeindruckend und wird uns allen ganz sicher lange in Erinnerung bleiben!