Festhalten und sitzen bleiben für sicheres Busfahren

Nach Coronapause trainieren Grundschüler wieder, worauf es im Schulbus ankommt 

Festhalten angesagt: Beim Bustraining an der Grundschule in Söhrewald lernten Johannes Lehmann (7) und Leni Sondermann (7) aus der 2. Klasse, wie wichtig das ist. Foto: Valerie Schaub 

 

Söhrewald – Im Bus vor der Grundschule in Söhrewald heißt es: festhalten. Denn der Fahrer wird gleich mit den Grundschülern aus allen Klassen etwas proben, wozu es im Alltag schnell kommen kann: Der Bus macht eine Vollbremsung, mit einem Tempo von 20 Stundenkilometern. „Das klingt nicht viel“, sagt Trainer Frank Huneck. 

Als der Bus dann zwar mit Ansage, aber plötzlich bremst, gibt es einen heftigen Ruck. Die orangene Dummy-Puppe, die in der Mitte am Gang stand, fliegt durch den Bus und landet unsanft im Gang. Einige Kinder lachen. „Der arme Dummy“, sagt einer. Nach der ersten Kurve gibt es wieder eine Vollbremsung mit Ansage. Rumms – der Dummy fällt ein zweites Mal zu Boden – mit dem Gesicht voraus. 

Das hätte auch Schülern passieren können, wenn sie sich nicht festgehalten hätten. Um das zu erleben, haben die Schüler aller Klassen der Grundschule in Söhrewald den Unterricht kurzerhand in einen Schulbus verlagert. Der Landkreis organisiert und finanziert dieses spezielle Bustraining, das wegen der Corona-Pandemie pausierte und nun wieder an verschiedenen Grundschulen im Landkreis startet.

Den siebenjährigen Johannes Lehmann hat es bei der Vollbremsung nach hinten gedonnert, wie er sagt – obwohl er auf einem Sitz saß. Trotzdem habe es Spaß gemacht. „Das ist ganz schön aufregend“ sagt der Zweitklässler. Auch seine Sitznachbarin, die siebenjährige Leni Sondermann, ist noch begeistert von der Vollbremsung. Sie findet das Training gut. „Manchmal hab ich auch Angst, wenn der Bus zurückrollt“, sagt sie.

Ziel des Trainings sei aber nicht nur das sichere Fahren, sondern auch, dass Kinder Ängste im öffentlichen Nahverkehr verlieren, schildert Vize-Landrätin Silke Engler. Denn, wenn Kinder jetzt spielerisch den Umgang damit lernten, nutzten sie auch später selbstverständlicher den öffentlichen Nahverkehr. Außerdem könnten auch nicht alle Eltern ihre Kinder in den nächsten Ort fahren.

Während Johannes und Leni noch vom Training berichten, rollt der Bus langsam über eine Kartoffel, die Trainer Huneck vor den Reifen gelegt hat. Danach ist dort nur noch Kartoffelmatsch zu sehen. Mit dem sogenannten Kartoffeltest zeigt Trainer Huneck, welche Kraft ein Bus hat und dass Kinder auf dem Gehweg Abstand halten sollen, bevor der Bus losfährt oder anhält.

Abstand ist auch eines der Themen, die neu mit in das Training aufgenommen worden sind – coronabedingt. Abstand im Bus halten, Maske tragen – auch das gehört nun zum sicheren Fahren.  vsa



Quellenangabe: Hessische Allgemeine (Kassel-Ost) vom 22.09.2021, Seite 12